Gemüse selbst anbauen - Grundlagen: Gemüseanbau im Garten

Die Beweggründe eines Hobbygärtners, sein Gemüse selbst anbauen zu wollen, sind vielfältig. Die Liste der daraus entstehenden Vorteile ist lang und reicht von einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung bis hin zur spürbaren Entlastung der Haushaltskasse. Wer dieses Vorhaben nicht nur aus Spaß an der Sache angeht, sondern einen Nutzen für sich und seine Familie daraus ziehen möchte, kommt nicht umhin, sich im Vorfeld mit den Grundlagen des Gemüseanbaus im Garten zu beschäftigen. Dabei handelt es sich beileibe nicht um hochwissenschaftliche Erkenntnisse, die ein tagelanges Studium erfordern. Es geht vielmehr darum, den Eigenanbau von Gemüse im Gesamtzusammenhang von Menschen, Tieren und Pflanzen zu sehen mit dem Ziel, einen natürlichen Kreislauf zu schaffen. Die bestehenden Ressourcen im eigenen Garten werden so genutzt, dass sie ein Maximum an Ertrag einbringen. Dabei wird ein sich weitgehend selbst regulierendes System geschaffen, das nur ein Minimum an zeitlichem Aufwand für richtungsgebende Eingriffe erfordert.

Die Prämissen festlegen

Die zur Verfügung stehende Anbaufläche im Hausgarten ist naturgemäß begrenzt. Die Abmessungen stehen fest und fungieren als einer der wesentlichen Eckpunkte bei der Planung des Gemüseanbaus im Garten. Als mögliche Variable ist noch die Möglichkeit, die eine oder andere Gemüsesorte im Kübel oder Blumenkasten zu kultivieren, was bei der Grundlagenbetrachtung jedoch vernachlässigt oder als ökologische 'Reservebank' betrachtet werden kann. Die Liste der zur Verfügung stehenden Ressourcen enthält demnach:

  • Die zur Verfügung stehende Anbaufläche.
  • Der zu deckende Gemüsebedarf.
  • Die zu erwartende Erntemenge.
  • Die Möglichkeiten für Verarbeitung und Lagerung.
  • Die zur Verfügung stehende Arbeitszeit im Gemüsegarten.
  • Die faktische Bodenqualität.

MöhrenWie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelte, lag der pro Kopf-Verbrauch an Frischgemüse in 2012 bei 70,3 kg jährlich. In 2009 lag dieser Wert noch bei 63,9 kg, was als Beleg für die zunehmend gesundheitsbewusste Ernährung der deutschen Bevölkerung zu werten ist.

 

Anbaufläche und Gemüsebedarf

Wer den gesamten Bedarf an Gemüse selbst anbauen möchte, benötigt pro Familienmitglied eine Anbaufläche von 40 qm, wobei Kinder unter 10 Jahren nicht mitgerechnet werden. Steht weniger Fläche zur Verfügung, gilt es zu wählen, welche Gemüsesorten angebaut und welche dazugekauft werden. Die Entscheidung, welche Gemüsesorten in welcher Menge angebaut werden, unterliegt natürlich den individuellen Vorlieben und Bedürfnissen. Wer keine Bohnen mag, Möhren aber über alles liebt, wird die Gewichtung entsprechend anpassen. Als Anhaltspunkt dienen die folgenden durchschnittlichen Zahlen der GfK:

  • Kartoffeln 25 kg
  • Tomaten 5 kg
  • Karotten 3,6 kg
  • Gurken 3,5 kg
  • Zwiebeln 3,5 kg
  • Erbsen 3 kg
  • Bohnen 3 kg
  • Paprika 2,5 kg
  • Eisbergsalat 1,8 kg
  • Blumenkohl 1,5 kg
  • Spargel 1 kg
  • Lauch 0,5 kg
  • Weißkohl 0,8 kg

Wohlgemerkt handelt es sich bei diesen Zahlen ausschließlich um den Verzehr von Frischgemüse. Bei Kartoffeln beispielsweise liegt der Gesamtbedarf pro Kopf in Deutschland bei mehr als 65 kg im Jahr, weil hier auch Fertigprodukte, wie Pommes Frites oder Chips mit eingerechnet werden. Für den Hobbygärtner, der den Gemüseanbau im Garten plant, sind jedoch ausschließlich die Mengen an Frischgemüse interessant. Bei der Bewertung der statistischen Zahlen ist zu bedenken, dass auf so manches Gemüse verzichtet wird, weil es gerade besonders teuer ist. Würde es im Garten stehen, käme es viel häufiger auf den Tisch, wie beispielsweise Spargel, Paprika oder Eisbergsalat.

Erntemengen abschätzen

Gemüse anbauen

In dieser Hinsicht können nur Schätzungen angestellt werden, denn es sind zu viele Unwägbarkeiten, die dort hinein spielen:

  • Die verwendete Sorte.
  • Die klimatischen Bedingungen.
  • Auftreten von Schädlingen und Krankheiten.
  • Lückenlose Pflege der Kulturen.
  • Spätfröste im Frühling.
  • Früher Wintereinbruch mit Schnee und Kälte.

Gartenfreunde, die Listen zu den Ernteerträgen der Gemüsesorten zu Rate ziehen, erhalten daher zumeist Mittelwerte, weil exakte Voraussagen einfach nicht möglich sind.

Vorhandene Kapazitäten für Verarbeitung und Lagerung

Selbst wenn pro Person eine Anbaufläche von 40 qm zur Verfügung steht, genügt diese Voraussetzung alleine nicht, um den gesamten Jahresbedarf an Frischgemüse aus dem Eigenanbau zu erwirtschaften. Die benötigten Erntemengen werden nur dann erzielt, wenn mindestens 2/3 der Anbaufläche mehrmals im Jahr genutzt werden. Ohne eine detaillierte Planung ist dies nicht realisierbar. Die logische Konsequenz daraus ist, dass einige Gemüsesorten, wie Möhren oder Gurken eingemacht werden; andere in einem kühlen, luftigen Keller gelagert und wieder andere in einer großen Tiefkühltruhe eingefroren werden können. Eine Vollversorgung aus eigenem Gemüseanbau ohne jeglichen Zukauf ist damit zweifellos ein Full-Time-Job für die Hausfrau oder den Hausmann und erfordert die eine oder andere Investition, etwa in eine große Kühltruhe, ein Kühlhaus oder in Lagerräume mit einer entsprechenden Ausstattung an Regalen.

Steht entweder nicht die entsprechende Fläche zur Verfügung oder es fehlt an zeitlicher Kapazität für eine Vollversorgung, genügen 20 qm Beetfläche pro Person, um eine Frischversorgung zu gewährleisten. In diesem Fall wird der Gemüseanbau im Garten so geplant, dass die Ernte im wesentlichen frisch verzehrt und nur ein geringer Anteil eingemacht, gelagert oder eingefroren wird.

Gemüseanbau im GewächshausEine noch kleinere Gartenfläche verfügt immerhin noch über das Leistungsvermögen, Gartenkräuter, Tomaten und Salate gedeihen zu lassen. In diesem Fall kommen ebenfalls die bisher vernachlässigten Reserven durch Kübel und Blumenkästen ins Spiel.

Die Bodenqualität

Mag die zur Verfügung stehende Anbaufläche auch noch so groß sein; wenn die Erde minderer Qualität ist, sprengt dies im Handumdrehen den gesamten Planungsrahmen. Gartenböden können völlig unterschiedlich strukturiert sein. Hobbygärtner, die vor einem hauptsächlich leichten und sandigen Boden stehen, werden kein Problem mit dem Anbau von Wurzelgemüse und Spargel haben. In einem schweren Gartenboden werden Kohlsorten besonders gut gedeihen. Da die Wunschliste für den Gemüseanbau im Garten sicherlich deutlich länger ist, wird die Bodenvorbereitung für die einzelnen Kulturen aufwändig und zeitintensiv sein. Besser getroffen haben es Gartenfreunde, die über einen Gartenboden mittlerer Qualität verfügen. Hier lassen sich im Prinzip mit ein wenig Zutun alle Gemüsearten anbauen. Für Starkzehrer, wie Grünkohl, Rosenkohl oder Brokkoli wird die Erde mit Kompost angereichert und die Schwachzehrer, wie Feldsalat, Meerrettich und Erbsen folgen später. Die folgenden Faktoren machen einen guten, ertragreichen Gartenboden aus:

  • Die Erde ist locker.
  • Sie duftet frisch.
  • Die Struktur ist feinkrümelig und stabil.
  • Reich bevölkert mit Mikroorganismen.

Die Mikroorganismen sind die Hauptdarsteller in diesem System und müssen entsprechend gehegt, gepflegt und geschützt werden. Da sie keine großen Schwankungen in Temperatur und Feuchtigkeit vertragen, ist regelmäßiges Mulchen von großer Bedeutung. Zudem wird ihnen auf diese Weise Nahrung zur Verfügung gestellt. Liegt ein Beet für eine Zeit brach oder unterliegt einer Anbaupause, sät der Gartenfreund Gründüngung aus, um die Balance der Mikroorganismen zu erhalten. Daraus folgt, dass ein Großteil der Arbeit im Gemüsegarten für die Erhaltung der Bodengare aufgewendet wird. Bewährte Pflanzen für die Gründüngung sind:

  • Perserklee
  • Ringelblume
  • Sommerwicke
  • Tagetes
  • Phacelia
  • Saatmischungen

Salat anbauenDas Ergebnis ist ein lebendiger Boden, prall gefüllt mit aktiven Mikroorganismen, die dafür sorgen, dass dessen Fruchtbarkeit erhalten bleibt.

Grundlagen der Planung

Sind alle Prämissen untersucht, alle Entscheidungen getroffen und die Voraussetzungen geschaffen, kann die eigentliche Planung in Angriff genommen werden. Eine der wesentlichen Grundlagen, damit der Gemüseanbau im Garten von zufriedenstellendem Erfolg gekrönt wird, ist die Bewirtschaftung der Beete im Rahmen einer Vor-, einer Haupt- und einer Nachkultur. Die Beachtung sinnvoller Fruchtfolgen über die Jahre hinweg ist dabei von ebenso essenzieller Bedeutung, wie die Fruchtwechsel auf einem Beet innerhalb eines Jahres. Da die genaue Abmessung der Anbaufläche bereits ermittelt wurde, hat der Gartenfreund hinsichtlich der Anordnung der Beete die Wahl unter drei Varianten:

  • Zweifelderwirtschaft
  • Rollplan
  • Mischkultur

Für welche Version auch immer sich der Hobbygärtner entscheidet, die einmal beschlossene Abmessung bleibt fix. Zusätzlich sollten Komposthaufen und Geräteschuppen in unmittelbarer Nähe eingeplant werden.

Zweifelderwirtschaft

Gartenfreunde, die eine Vollversorgung durch den Gemüseanbau im Garten anstreben, werden diese Variante favorisieren. Jedes der beiden Felder wird in Beete unterteilt. Das Feld für die Starkzehrer wird mit Stallmist oder Kompost im Herbst gedüngt, weil diese Gemüsesorten einen hohen Nährstoffbedarf haben.
Gängige Starkzehrer sind:

  • Aubergine
  • Blumenkohl
  • Brokkoli
  • Grünkohl
  • Gurken
  • Kartoffeln
  • Kohlrabi
  • Paprika
  • Rosenkohl
  • Rotkohl
  • Sellerie
  • Tomate
  • Weißkohl
  • Winterlauch
  • Wirsing
  • Zucchini

Erbsen anbauenDas zweite Feld ist für die Mittel- und Schwachzehrer gedacht. Hier wird zwar auf die vorbereitende Einarbeitung von Stallmist oder Kompost verzichtet, jedoch nicht gänzlich auf die erforderlichen Nährstoffgaben verzichtet, wie Kalium, Magnesium und Kalzium. Einige klassischen Mittel- und Schwachzehrer sind:

  • Borretsch
  • Dill
  • Endivie
  • Fenchel
  • Kopfsalat
  • Lauchzwiebel
  • Möhre
  • Petersilie
  • Pflücksalat
  • Rote Bete
  • Schnittlauch
  • Spinat
  • Zwiebel
  • Ackerbohne
  • Basilikum
  • Bohnenkraut
  • Erbsen
  • Feldsalat
  • Gartenkresse
  • Kapuzinerkresse
  • Majoran
  • Meerrettich
  • Stangenbohne

Die Bewirtschaftung der Felder wechselt nun von Jahr zu Jahr, wobei gleichzeitig die Beetanordnung innerhalb der Felder ebenfalls wechselt.

Rollplan

Dieses Anbaukonzept für den privaten Gemüseanbau im Garten klingt zwar recht unkompliziert, hat allerdings seine Tücken und verhindert die Nutzung durchgreifender Erkenntnisse im Bereich der Permakultur. Das weitgehend statische Konzept geht davon aus, dass die Anbaufläche in 8 gleich große Beete eingeteilt wird. Dabei dürfen ausreichend große Wege nicht außer Acht gelassen werden, um die Pflanzen bequem erreichen zu können. Unverzichtbar ist darüber hinaus ein Hauptweg, der mit einer Schubkarre befahren werden kann. Jedes der 8 Beete wird mit Gemüsesorten bepflanzt, die gleiche Pflanz- und Erntezeiten aufweisen sowie ähnliche Nährstoffansprüche stellen. Im folgenden Jahr rückt jedes der Beete einen Schritt weiter, sodass es erst nach 8 Jahren wieder mit den gleichen Gemüsesorten bepflanzt wird. Hierzu ein Beispiel:

1. Jahr:

  • Beet I: Wurzel- und Knollengemüse
  • Beet II: Zwiebelgemüse
  • Beet III: Hülsenfrüchte
  • Beet IV: Erdbeeren
  • Beet V: Kartoffeln
  • Beet VI: Blattgemüse
  • Beet VII: Fruchtgemüse
  • Beet VIII: Kräuter

2. Jahr:

  • Beet I: Kräuter
  • Beet II: Wurzel- und Knollengemüse
  • Beet III: Zwiebelgemüse
  • Beet IV: Hülsenfrüchte
  • Beet V: Erdbeeren
  • Beet VI: Kartoffeln
  • Beet VII: Blattgemüse
  • Beet VIII: Fruchtgemüse

Gurken anbauenInsbesondere für Gartenfreunde, die gerade erst damit beginnen, Gemüse selber anzubauen, ist der Rollplan einfach zu realisieren. Der Nachteil ist, dass dadurch, dass alle Beete gleich groß sind, in einigen Jahren größere Flächen brach liegen. Der Bedarf einer dreiköpfigen Familie an Zwiebeln ist mit 3 qm Fläche bereits gedeckt, wohingegen den jährlichen Bedarf an Kartoffeln nur ein 20 qm großes Beet decken kann.

Mischkultur

Diese Form des Anbaukonzeptes kommt dem natürlichen Prinzip der Vielfalt sehr nahe. Die Anbaufläche wird lediglich in vier Beete aufgeteilt, in denen ungleiche Gemüsesorten nebeneinander gepflanzt werden, weil diese sich besser ergänzen. Ein typisches Beispiel sind Möhren und Zwiebeln. Die Zwiebel verjagt die Möhrenfliege und die Möhre hält ihrem Nachbarn die Zwiebelfliege vom Hals. Gute Nachbarschaft entsteht auch unter Gemüsesorten, die unterschiedlich tief wurzeln oder zu verschiedenen Zeiten reifen. Die Einteilung in vier Beete erfolgt dabei aus dem Grund, dass auch in einer Mischkultur die Bepflanzung rollen sollte, damit die Gartenerde nicht auslaugt und sich artspezifische Krankheiten und Schädlinge festsetzen können. Zur Verdeutlichung einige Beispiele für gelungene Mischkulturen:

  • Möhren, Dill, Erbsen, Knoblauch, Kopfsalat, Lauch, Pflücksalat, Radieschen, Sellerie, Tomaten, Zwiebeln
  • Kartoffeln, Buschbohnen, Rote Beete, Kapuzinerkresse, Knoblauch, Kohlrabi, Pflücksalat, Spinat
  • Tomaten, Kohl, Kohlrabi, Kopfsalat, Lauch, Mais, Möhren, Petersilie, Sellerie Radieschen, Zucchini

Wer sein Gemüse selbst anbauen möchte in Mischkultur sollte bereits über Erfahrung verfügen. Daher ist es ratsam, zunächst mit der Zweifelderwirtschaft oder dem Rollplan zu beginnen.

Kenntnis der Grundlagen für einen erfolgreichen Gemüseanbau im Garten
Wer Gemüse nicht nur als Zeitvertreib selbst anbauen möchte, sondern sich und seine Familie mit gesunder, frischer Kost versorgen möchte, sollte sich zunächst die Grundlagen vor Augen führen. Je fundierter die Vorkenntnisse, desto effektiver erfolgt der Gemüseanbau im Garten von Beginn an. Zeitraubenden und demotivierenden Anfängerfehlern wird auf diese Weise vorgebeugt, denn bei aller Arbeit soll das Vorhaben Freude bereiten an der Hobbygärtnerei in enger Verbundenheit mit der Natur.

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